Rinderpest

Rinderpest

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Steckbrief

Die Rinderpest gilt seit 2011 als weltweit ausgerottet. Sie ist eine hoch ansteckende virale Erkrankung von Paarhufern und betrifft vor allem Rinder und Büffel. Der typische Krankheitsverlauf ist eine akut fiebrige Erkrankung mit einer sehr hohen Sterblichkeitsrate, abhängig vom Virusstamm. Kleine Wiederkäuer wie Schafe und Ziegen sind auch empfänglich für das Virus, zeigen aber nur eine milde Symptomatik. Sie können das Virus jedoch auf Rinder übertragen.

Vorkommen

Rinderpest wurde im Jahr 2011 weltweit für ausgerottet erklärt. Der letzte Ausbruch fand 2001 in Kenia statt.

Wirtstiere

Rinder und Büffel, diverse Wildwiederkäuer-Spezies (Giraffen, Yaks, Antilopen, Gnus etc.), Schafe und Ziegen, Schweine

Infektionsweg

Direkter Kontakt mit Körperflüssigkeiten von infizierten Tieren bzw. über sehr kurze Distanzen über Aerosole, aber auch indirekt über kontaminiertes Wasser

Inkubationszeit

Maximal 21 Tage

Symptomatik

Fieber, Augen- und Nasenausfluss, Erosionen aller Schleimhäute von der Mundhöhle bis zum Anus, Durchfall, Dehydrierung. Der Tod nach 10 bis 12 Tagen ein. Rinder, Wasserbüffel und Yaks sind am stärksten betroffen. Bei diesen Tierarten kann die Sterblichkeit 80 bis 90 % erreichen.

Therapie

Es gibt keine Therapie. Behandlungsversuche sind nicht erlaubt.

Vorbeugung

Ein 1960 entwickelter Impfstoff hat maßgeblich zur Ausrottung der Rinderpest beigetragen.

Situation in Österreich

Rinderpest gilt seit 2011 als weltweit ausgerottet.

Fachinformation

Das Rinderpestvirus (RPV) ist ein Morbillivirus (Familie der Paramyxoviren), mit einem einzelsträngigen RNA Genom mit negativer Polarität. Zu den Morbilliviren zählen wichtige tier- und humanpathogene Viren wie zum Beispiel das Pest der kleinen Wiederkäuer-Virus (Peste des petits ruminants Virus, PPRV), Hundestaupevirus (Canine Distemper Virus, CDV) und das Masernvirus (Measles Virus, MV).

Rinderpest ist wahrscheinlich in Asien entstanden und bis Mitte des 20. Jahrhunderts waren mit Russland, China und Korea große Teile Asiens davon betroffen. Von dort ausgehend hat sich das Rinderpestvirus im 18 und 19. Jahrhundert in Europa ausgebreitet. Durch Importkontrollen, Schlachtungen und strenge Quarantänevorschriften konnte die Krankheit in Europa vorübergehend ausgerottet werden. Im 20. Jahrhundert kam es jedoch zu einem Wiedereintrag nach Europa durch einen Import von infizierten Tieren. Der letzte nennenswerte Rinderpestausbruch in Europa fand 1920 in Belgien statt, ausgelöst von einem infizierten Rind das von Indien nach Brasilien verschifft wurde und am Hafen Kontakt mit heimischen Rindern hatte. Derselbe Transport infizierter Rinder führte auch zum ersten Ausbruch von Rinderpest in Südamerika. Rinderpest wurde Ende des 19. Jahrhunderts auch nach Afrika eingeschleppt, mit verheerenden Folgen für die dortigen Nutz- und Wildtiere. Der letzte Ausbruch von Rinderpest weltweit ereignete sich 2001 in Kenia.

Hohe Viruslasten findet man in den Nasen- und Augensekreten von infizierten Tieren. Diese sind bereits während der Inkubationszeit, also ein bis zwei Tage vor Einsetzen des Fiebers zu finden. Eine Übertragung erfordert einen direkten Kontakt oder eine unmittelbare Nähe zwischen einem empfänglichen und einem erkrankten Tier. Die Rolle von kontaminierten Oberflächen als Quelle von Infektionen ist vernachlässigbar, da das Virus sehr instabil ist und bereits nach 12 Stunden durch Licht und Hitze vollständig inaktiviert wird. Tiere, die eine Infektion mit Rinderpest überleben, entwickeln eine lebenslange Immunität. Außerdem gibt es keinen „carrier state“, das heißt erkrankte Tiere sind nach der vollständigen Genesung virusfrei und stellen keine Quelle für Neuinfektionen dar. Es gibt nur einen Serotypen, was die Entwicklung eines effizienten Impfstoffes erleichterte.

Walter Plowright entwickelte 1960 einen attenuierten Lebendimpfstoff gegen Rinderpest, der in Zellkultur auf Rinder-Nierenzellen durch serielles Passagieren eines ursprünglichen virulenten Isolats hergestellt wurde.  Dieser Impfstoff war der erste, der bei den geimpften Tieren keine Krankheitssymptome hervorrief und somit komplett sicher war für alle Rinder, unabhängig von ihrem Alter, der Rasse und dem Geschlecht. Der Impfschutz hielt außerdem lebenslang. Dieser Impfstoff, bzw. die thermostabile Variante (in den 1980er Jahren entwickelt) trug maßgeblich zur Ausrottung der Rinderpest bei. In endemischen Gebieten wurden Rinder und Büffel geimpft und zusätzliche Maßnahmen, wie z. B. Schlachtungen durchgeführt, um eine Ausbreitung von Rinderpest zu vermeiden.

Symptomatik

Der klassische Verlauf der Rinderpestinfektion kann in 5 Phasen eingeteilt werden. Nach einer kurzen Inkubationszeit von 3 bis 5 Tagen kommt es zu der prodromalen Phase, die durch hohes Fieber gekennzeichnet ist. Danach kommt die mukosale Phase, bei der Läsionen in der Mundschleimhaut auftreten und es zu eitrigen Nasen- und Augensekretionen kommt. Die betroffenen Tiere zeigen ein vermindertes Allgemeinbefinden und leiden an Appetitlosigkeit. Post-mortem-Untersuchungen zeigen, dass es zu nekrotischen Läsionen des Verdauungssystems kommt. Als nächstes folgt die diarrhöische Phase, die von schwerem, blutigen Durchfall begleitet wird. In dieser Phase sind die Tiere stark erschöpft, schwach, dehydriert und sterben. Bei nicht fatalen Fällen folgt die fünfte Phase, in der sich die Tiere erholen. Dieser Prozess kann mehrere Wochen dauern. Während dieser Rekonvaleszenzphase kann es zu Aborten bei trächtigen Tieren kommen. In manchen Fällen treten Hautläsionen bzw. Blindheit aufgrund schwerer Augeninfektionen auf. Letzteres wurde bei einem Ausbruch in Kudus in Kenia beobachtet, wo schwere Entzündungen der Bindehaut und Kornea beobachtet wurden. Bei schwach virulenten Stämmen des Rinderpestvirus kann die Inkubationszeit bis zu 15 Tage betragen. Auch kann die klinische Erkrankung viel schwächer ausfallen oder ganz ausbleiben. Aufgrund der Suppression des Immunsystems durch die Infektion mit Morbilliviren kommt es oft zu sekundären bakteriellen bzw. parasitären Infektionen, die oft den Krankheitsverlauf stark beeinflussen.

Diagnostik

Die Überwachung und Ausschlussdiagnostik in der Zeit nach der Ausrottung beruht primär auf molekularbiologischen Methoden wie RT-PCR. Als Probenmaterial eignen sich Milz, Tonsillen, Lymphknoten, Blut, Augen- und Nasensekret von symptomatischen Tieren.

Aufgrund von strikten Transportbeschränkungen von RPV-verdächtigen oder -positiven Materialien wird eine RPV-Abklärung ausschließlich in von der FAO/WOAH benannten Laboratorien durchgeführt.

Kontakt

Institut für veterinärmedizinische Untersuchungen Mödling

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Aktualisiert: 13.05.2024